Das klingt nach längst vergangenen Zeiten, wo das Leben noch von Musse und Beschaulichkeit geprägt und der Begriff „Zeit“ noch kein bedrohliches Synonym für Stress und Alltagsdruck war. Selbstverständlich hat sich diese Zeit nicht nur für Studenten gewandelt, sondern trifft gleichermassen alle Menschen in unserer Gesellschaft.
Aber besonders im heutigen, sozialdarwinistisch anmutenden studentischen Daseinskampf, wo sich nur die Allerbesten intakte Karrierechancen auszurechnen glauben, wird ein gnadenloser Leistungsdruck aufgebaut. Dieses auf Konkurrenzdenken beruhende Verhalten wirkt zudem oft einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung entgegen.
Und der Stress beginnt meist schon sehr früh, lange vor dem eigentlichen Studium, weil gute Noten eine Voraussetzung sind, einen der begrenzt vorhandenen Studienplätze zu ergattern.
Nach aktuellen Angaben von studentischen Beratungsstellen ist eine starke Tendenz zu einer allgemeinen Überlastung und psychischen Erschöpfung festzustellen. So sind gegen 80% der Studenten von den entsprechenden Burnout Symptomen betroffen. Als Hauptursache haben die Fachleute vor allem die Umstellung auf das Bachelor- und Master-Studium genannt. Denn jetzt wird jeder Kurs als Modul mit einer Prüfung abgeschlossen. Das ergibt für Studierende 10 bis 15 Prüfungen pro Semester, die es möglichst gut zu bestehen gilt.
Fakt ist, dass der Anspruch beim Studium enorm gestiegen ist. Die Gesellschaft möchte nur die Besten haben. Entsprechend steigern die Studenten ihre Aktivitäten rund um das Lernen und versäumen es gleichzeitig für einen erholsamen, freizeitlichen Ausgleich zu sorgen. Das ist allerdings sowieso kaum möglich, da viele Studierende zusätzlich Geld verdienen müssen um das Studium finanzieren zu können.
Häufig steigt das Burnout bei Studierenden auch, weil sie keine effektiven Strategien haben, um mit dem Stress richtig umzugehen. Auch mangelt es manchmal an Selbstverantwortung und Problemlösungskompetenz.
Unterschiede in der Art des Burnout können bei Studenten und Studentinnen festgestellt werden. Erstere haben vermehrt Lern- und Arbeitsstörungen so wie Kontrollzwänge. Studentinnen hingegen leiden verstärkt an Überforderungen und depressiven Verstimmungen.
Ein generelles Merkmal ist jedoch, dass vor allem Studierende betroffen sind, die ein besonders gewissenhaftes und leistungswilliges Lern- und Arbeitsverständnis haben.
Um diesen immensen Leistungsdruck auszuhalten, greift manch einer zum Leistungsdoping, was wiederum einen teuflischen Suchtkreis verursacht. Die Folgen können sein: Verzögerungen des Studienablaufes aber auch Studienabbrüche, Arbeitsblockaden, Versagensängste die wiederum psychosomatische Beschwerden auslösen können.
Daher ist eine totale Überforderung vorprogrammiert und der Raubbau mit Körper, Geist und Seele hat begonnen. Kein Wunder, sind Psychopharmaka und Antidepressiva die bei Studenten am häufigsten verschriebenen Arzneimittel.
Studenten, die in ein Burnout laufen, wollen dies oft sehr lange gar nicht wahrhaben – wenngleich ihre Umgebung die Merkmale schon bemerkt hat. Wenn Betroffene diese Überforderung dann selber merken, sind sie meist schon so weit im Burnout vorangeschritten, dass eine Umkehr kaum mehr möglich ist. Dementsprechend kommt der Prophylaxe und der Früherkennung eine absolut entscheidende Bedeutung zu.
Der bewusste Umgang mit den eigenen Ressourcen und Möglichkeiten sowie die Bereitschaft, die Dinge selber in die Hand nehmen zu wollen ist der Schlüssel. Um diese Selbstbestimmung zu erlangen sich vom gehetzten und ausgelieferten Opfer zu befreien, gibt es verschiedene Methoden. Es lohnt sich, denn Menschen die nicht in Zwängen funktionieren müssen, verinnerlichen Wissen ganz anders und entwickeln sich dadurch zu zufriedeneren Persönlichkeiten.
Eine der wichtigen Erkenntnisse für die Studienzeit wie fürs ganze Leben heisst: Selbstfürsorge übernehmen! Das heisst, frühzeitig für den Ausgleich sorgen, den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung zu erlernen und regelmäßig zu praktizieren wie zum Beispiel mit Autogenem Training, Selbsthypnose, progressive Muskelrelaxation, uvm. Wann beginnen Sie damit?