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Unverarbeitete Trauer

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Was geschieht, wenn ich Trauer nicht verarbeite?

Wir Menschen gehen unterschiedlich mit der Trauer um. Manch einer von uns gesteht sich ein, sie zu fühlen, zu spüren und sie, wie auch immer auszuleben. Wieder andere versuchen, die Trauer zu verdrängen und stürzen sich sogleich wieder in ihren Alltag, um so den Schmerz umgehen zu können. Wichtig ist zu verstehen, dass es kein Richtig und kein Falsch beim Trauern gibt.

Allerdings gibt es Phasen der Trauer, die wichtig sind als solche zu erkennen und sie auch anzuerkennen. Vor allem für die Menschen, welche die Trauernden in dieser schwierigen Phase begleiten und unterstützen.

Es sind folgende 4 Phasen:

1. Trauerphase: Nicht-Wahrhaben-Wollen
In dieser Phase leugnet man den Verlust. Man steht regelrecht unter Schock. „Es kann nicht sein, was nicht sein darf!“. Je unerwarteter der Verlust, desto länger dauert diese Phase.

2. Trauerphase: Aufbrechende Emotionen
Hier wird die ganze Tragweite des Verlustes erfasst, was zu Orientierungslosigkeit, depressiven Stimmungen und Verzweiflung führt. Ein Gefühl der Ohnmacht breitet sich aus angesichts der Unwiderruflichkeit des Geschehenen. Die Gefühle brechen auf, oftmals auch von Wut begleitet.

3. Trauerphase: Neuorientierung
Man beginnt langsam wieder, sein Leben neu zu gestalten. Die tiefe Trauer und das Hadern mit dem Schicksal lassen nach, wobei Stimmungsschwankungen immer wieder auftreten können. Man versucht Verbindung zum Verstorbenen aufzunehmen, indem man z.B. gemeinsam besuchte Orte aufsucht und evtl. Zwiegespräche mit ihm führt. Man schätzt die gemeinsamen Erlebnisse und ist dankbar für die Zeit, die man zusammen hatte.

4. Trauerphase: Neues Gleichgewicht
Wenn man an den Verlust denkt, gehen die Blicke wehmütig in die Vergangenheit zurück. Jedoch ist das eigene Leben nun vertrauensvoll auf die Zukunft gerichtet. Man hat meist eine neue Lebensaufgabe gefunden. Hier taucht dann der Gedanke „Mir geht es wieder gut.“ auf. Der Verlust ist nicht vergessen, doch hat man ihn verarbeitet.
Wichtig ist es sich Zeit zu geben, egal wo im Prozess, in welcher Phase, man sich gerade befindet. Zeit, um zu verarbeiten und den Gefühlen mit all den möglichen Begleiterscheinungen, wie weinen, schreien, toben etc. die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken. Nichts muss aber alles darf!

Was geschieht nun aber, wenn ich mir weder die Zeit, noch den Raum gebe, um meinen Prozess der Trauer zu durchlaufen?

Man kann in den Trauerphasen 1-3 stecken bleiben. In der Therapie ist es wichtig zu erkennen, wo der Klient/Patient steckengeblieben ist.
Wenn das Trauma in der ersten Phase steckenbleibt, sitzt der Schock so tief, dass er wie „einfriert“ und zum unbewussten Trauma wird. Dieses Halten der Schockenergie, wird sie nicht aufgelöst, hat Auswirkungen auf unterschiedliche Ebenen des Betreffenden, was jedoch nicht bewusst wird. Verschiedene Aspekte des Lebens werden dann nicht mehr gelebt. Es fehlen die Lebensfreude und auch der Lebensmut, was zu Stimmungsschwankungen bis hin zu einer tiefen Depression führen kann. Da das Zurückhalten des tiefen Schmerzes und das nicht Zulassen der Emotionen enorm viel Energie und Kraft benötigt, kann es auch zu einer Schwächung des Immunsystems kommen, sodass man häufiger krank wird. Es ist dann wie eine Spirale, die abwärts führt. Beziehungen zum Partner, der Familie und auch Freunden leiden oder zerbrechen gar darunter. Auch kann man unter Umständen seinen Beruf nicht mehr ausüben. So entfällt dann eine wichtige Struktur und Regelmässigkeit im Leben des Trauernden, welche ihn ansonsten hilfreich auf seinem Weg in ein „neues Leben“ unterstützen würden.

Wenn das Trauma in der zweiten Phase steckenbleibt, sitzt der Schock zwar noch tief, doch die Emotionen dringen immer wieder in das Bewusstsein, sodass man sich bewusst wird, warum man nicht mehr wirklich in Fluss kommt und man von den starken Emotionen gebeutelt und ohnmächtig ist. Wenn man auf diesen Ebenen steckenbleibt, fühlt man oft eine Leere und Energielosigkeit. Denn die ständig wechselnden Emotionen rauben einem die Lebensenergie und schliesslich den Lebensmut.

Man kann auch in der 3. Phase steckenbleiben. Dieses Steckenbleiben wird jedoch oft nicht erkannt. Der Traumatisierte bleibt im ständigen Kontakt mit dem Verstorbenen (oder auch einfach nur ein Verlassenwerden) und baut sich eine Art Scheinexistenz mit dem ehemaligen Partner oder Partnerin auf. Er lebt sozusagen in einer Art Traumwelt und schliesst sich ab von der realen Welt.

Deshalb ist es so wichtig, dass man von mitfühlenden Menschen und auch von ausgebildeten, spezialisierten Therapeuten begleitet wird.
Ebenso wichtig ist, mit den Lieben zu Lebzeiten über das Thema Sterben zu kommunizieren. Das fordert einen selbst, eine Position dazu einzunehmen und kann sich im aktuellen Sterbefall eines nahen Menschen bewähren. Bekanntlich ist ja nur Eines im Leben sicher, der Tod.

Barbara Prinzing

Quelle Pixabay, Wikipedia

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