Wie entstehen eigentlich Essstörungen?
Wenn wir auf die Welt kommen, sind wir gut mit unserem Körper verbunden. Durch Schreien drücken wir unsere Empfindungen, Bedürfnisse aus. Dazu gehört auch das Hungergefühl. Haben wir genügend Nahrung erhalten, tritt ein Sättigungsgefühl ein, das uns ruhig und zufrieden werden lässt. Schon sehr früh lernt das Baby bzw. Kleinkind, dass es mit seinem Verhalten nicht nur Nahrung, sondern auch Aufmerksamkeit erhält. In diesem frühen Alter können schon die ersten Weichen zu den Themen Manipulation und Macht gesetzt werden, die wir meist unbewusst zu einem späteren Zeitpunkt durchaus für unsere Zwecke einsetzen. Wenn wir nicht lernen unser Verhalten zu differenzieren, bleiben Teile in unserem Verhalten auf der Ebene eines Kleinkindes in unserem Unterbewusstsein stecken und wir versuchen unsere Erwachsenen Bedürfnisse mit dem Verhalten eines Kleinkindes zu befriedigen, was dann zu Konflikten in uns und unserer Umwelt führen kann.
Deshalb ist es so wichtig, dass Eltern sehr genau beobachten und erkennen, ob das Kind wirklich Hunger hat, oder ob es um ihm um die Befriedigung anderer Bedürfnisse geht. Wird jedes Mal automatisch Nahrung eingesetzt, um das Kind zu beruhigen, kommt es im kindlichen Gehirn zu den entsprechenden Vernetzungen. Diese verstärken sich im Laufe der Zeit immer mehr, indem sich die „alte Erfahrung“ wiederholt. Es entsteht ein Verhaltensmuster, das dann tief in uns verankert ist und somit immer wieder automatisch triggert, wenn es uns nicht gelingt, diese Muster bewusst zu machen und entsprechend umzuformen.
So lernen wir auch nicht, unangenehme Gefühle „auszuhalten“, wie z.B. Langeweile, welche so wichtig ist, damit wir uns mit uns selbst beschäftigen lernen und auch kreativ werden können. Auch die Situationen, in denen das Kind traurig oder wütend ist, benötigen ein anderes Agieren, als bloss mit Essen zu „überdecken“.
Unser Essverhalten wird also schon früh geprägt, und diese Prägung kommt ein Leben lang zum Tragen, sodass wir diesem Muster ausgeliefert sind, solange es unbewusst bleibt und dies nicht nur auf der körperlichen Ebene. Wenn ein Kind z.B. weint, weil es Trost braucht und anstelle dessen z.B. ein Stück Schokolade erhält, wird es auf emotionaler Ebene nicht genährt. Hat es Fragen und erhält nie Antworten, sondern immer wieder die Ersatzbefriedigung Essen, dann wird auch der Geist nicht genährt. Auf diese Weise kann sich eine Essstörung entwickeln, welche immer auch die unterversorgte, emotionale und mentale Ebenen in sich trägt und uns mitunter ein Leben lang begleiten kann.
Wann spricht man von einer Essstörung?
Es gibt keine Eindeutigkeit, ab wann man von einer Essstörung spricht, denn der Übergang hierzu ist eher fliessend. Wenn man ein gesundes Essverhalten hat, wird die Nahrungsaufnahme vor allem durch die inneren Mechanismen des Hungers und der Sättigung gesteuert. Bei einer Essstörung ist dieser Automatismus ausser Funktion, wird ignoriert oder gar nicht verspürt. Von einer wirklichen Essstörung spricht man, wenn einem der Gedanke vom Essen während des Tages und auch oft in der Nacht nicht mehr loslassen will. Es ist ein ständiges Gedankenkreise um Nahrung, Kalorien und Kalorienverbrennung. Jede Gewichtszunahme kann oft eine Depression zur Folge haben und man beginnt sich ganz und gar aufzugeben. Jede Gewichtsabnahme gleicht einem Freudentaumel, auch wenn die Grenze des Minimums schon längst unterschritten ist.
Die verschiedenen Essstörungen kennen wir unter den Begriffen Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess- und Brechsucht) oder Binge Eating (Esssucht).
Bei der Anorexie, wo es um restriktives Essen geht, kontrolliert sich der Betroffen so stark, dass er den Hunger ignoriert, und mit der Zeit jegliches Hungergefühl verschwindet, und er sich bis in den Hungertod kontrollieren kann. Anorektische Menschen sind in der Regel nicht leicht zu hypnotisieren, da sie Angst vor Kontrollverlust haben. Kontrolle bewahren ist eine der grossen Stärken die die Betroffenen haben.
Bei der Bulimie hingegen leidet der Betroffene an regelmässigen, unkontrollierten Essanfällen und kann sich nicht mehr aufhören. Die Angst zuzunehmen aber auch der unerträgliche Schmerz, der durch den vollen und gedehnten Magen empfunden wird, lassen ihn alle die zugeführte Nahrung wieder willentlich erbrechen, oder er greift zu Abführmitteln in hohen Dosen. Dieses Verhalten ist durch Angst, Scham und Schmerz geprägt.
Bei Binge Eating leidet der Betroffene an wiederkehrenden Essanfällen die er nicht kontrollieren kann.
Was sind die möglichen auslösenden Faktoren bei den 3 Typen?
Bei allen 3 Typen zeigen sich Faktoren wie eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers, Ausgrenzungen, Mobbing, verzerrte Schönheitsideale, Gesellschaftliche Normen, Gewalt- Missbrauchserfahrungen, familiäre Muster, Entwicklungsschritte in der Pubertät und als junge Erwachsene als mögliche Auslöser hin zu einem gestörten Essverhalten.
Deutlich zeigt sich ein geringes Selbstwertgefühl bei allen 3 Formen der Essstörung.
Es ist ein Herausfallen aus dem Gleichgewicht, der inneren Balance oder Mitte. Die Essstörung ist wie eine Aufforderung und Suche, wieder in das Gleichgewicht zu gelangen.
Auf spiritueller Ebene spricht man vom Geborenwerden in die Welt der Materie und sich als getrennt vom anderen zu empfinden. Viele Seelen schaffen diesen Spagat des Hinausfallens und sich in eine neue Ordnung einzufinden. Anderen gelingt es eine Zeit lang, und dann führen scheinbar äussere Umstände zu Verwirrtheit, und die Störung kann sich so zeigen. Essen ist nur die materielle, sichtbare Erscheinung dieser Thematik. Wir suchen im Aussen, was es im Innen zu finden gilt. Da werden dann Personen und Umstände verantwortlich gemacht, die auf unterbewusster Ebene da sind, um die Trennung sichtbar zu machen. Erkennt man sie an, als das was sie sind, nämlich Hilfe zur Erkenntnis, können sie uns wertvolle Dienste leisten.
In jahrelanger, persönlicher Entwicklung und in der Begleitung von Menschen ist mir immer wieder aufgefallen, dass sich der Ursprung des Leidens in der Sehnsucht nach der Liebe der Eltern befindet. Auch hier können wir einen spirituellen Blick wagen und von den Eltern hinter den Eltern sprechen.
Es ist diese unbewusste Sehnsucht nach dem, wo wir herkommen, nach dem „Göttlichen, der Quelle“. Da wo wir ganz sind und es kein Urteilen und Verurteilen gibt.
Wenn man Essstörungen wirklich ganz verstehen und auflösen will, muss man bis an diese Wurzel herangehen. Ein Weg bis an die Wurzeln zu gehen, zeigt die moderne Hypnosetherapie.
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